Wie es begann: Interessantes Radio kam im Nordrhein-Westfalen der 1980er Jahre aus dem Süden. Und zwar nicht in Gestalt des real existierenden Rundfunksozialismus aus Köln, sondern aus Rheinland-Pfalz. SWF 3 vom Südwestfunk Baden-Baden „für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland und die Kölner Bucht“, war das Programm der Wahl und dank des unmittelbar an der Landesgrenze gelegenen Senderstandorts bei Linz am Rhein auf 94,8 MHz gut empfangbar. 1987 erschien ein neues, rätselhaftes Programm namens "RPR" im Radioprogrammteil der Fernsehzeitung. Die analogen Abstimmversuche auf die angegebene, moderne Frequenz 103,5 MHz endeten zunächst enttäuschend stets bei WDR 1 oder WDR 4. Völlig überraschend, nach zufälligem Versetzen des Radios um einige Meter, erschien RPR ganz leicht rechts neben der 100 MHz-Markierung, in Mono noch leicht angerauscht, aber konstant hörbar. Viele Jahre vor den Recherchemöglichkeiten des Internetzeitalters blieb der Senderstandort dieser Frequenz bis auf weiteres ungeklärt, es entstand jedoch eine Ahnung das der Äther mehr zu bieten haben könnte als nur entWDR oder.

Das Jahr 1990 brachte beträchtliche Erweiterungen des Radiohorizonts. Bei einem Ferienaufenthalt über Ostern in der Eifel, ertönte RPR aus dem mitgenommenen Radio, ohne die Frequenz zu verstellen, sofort nach dem Einschalten mit glasklarem, auch in Stereo vollkommen rauschfreiem Empfang. Befand sich der Senderstandort womöglich dort in der Nähe? Die Fahrt in die Sommerferien an die Ostsee offenbarte unglaubliches: Auf den Verkehrsfunksender-Hinweisschildern entlang der Autobahn erschien jeweils hinter NDR 2 zunächst "Radio ffn", später "Radio Hamburg" und schließlich "R.SH". Offenbar gab es auch nördlich der NRW-Landesgrenze junge, private Radioprogramme! Auch an diesem Ferienort erstaunte wiederum der glasklare Stereo-Empfang von NDR, R.SH und insbesondere dem Deutschlandfunk auf UKW. In den Herbstferien in Ostfriesland gab es Radio ffn sowie ein ganz neues Programm namens "Antenne Niedersachsen" zu entdecken. Erneut beeindruckten sowohl die Vielfalt des Programmangebots als auch die hervorragende Empfangsqualität der Programme. Warum gab es das nicht auch zu Hause? Und warum war der Deutschlandfunk anscheinend überall bestens auf UKW empfangbar - aber nicht an seinem eigenen Sitz in Köln?

Im Verlauf des Jahres begann sich das UKW-Band auch in NRW allmählich zu füllen. Technische Versuchssendungen für die neuen, gleichgeschalteten NRW-Lokalradios mit spannenden Namen wie "Radio Neandertal", "Antenne Düsseldorf", "News 89,4" oder "Radio Köln" verhießen zunächst viel. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als sich nach den Sendestarts herausstellte, dass überall das gleiche Programm lief. Im Oktober 1991 folgte die Aufschaltung der fünften, landesweiten UKW-Kette für WDR 1. Die neue, viel moderner wirkende WDR 1-Frequenz 102,4 MHz ermöglichte endlich rauschfreien Stereo-Empfang des, nach wie vor, nur wenige Stunden täglich umfassenden Jugendangebots des WDR. Mit großer Faszination wurde eine zu diesem Anlass herausgegebene Informationsbroschüre studiert, welche u.a. über Standorte und Sendeleistungen sämtlicher WDR-Sender aufklärte. Weitere Neugier bewirkte das zeitweilige auftauchen von Hessischem Rundfunk, AFN, RTBF oder RTL-Radio auf 97,0 MHz an warmen Sommertagen. Weit entfernte Sender, die hier eigentlich nur per Kabelanschluss empfangbar waren - oder? Lange bevor das Internet umfassende Aufklärung und Kontakt zu Gleichgesinnten ermöglichte, entstand so das Hobby des UKW-DX.